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5. Tag auf dem Weg nach Gambia


Ziemlich junge Freunde

200 Seemeilen vor der Küste von Gambia / 3 Uhr. Stephan weckt mich zu meiner Schicht in der Nachtwache. Schlechte Nachrichten: Wir steuern von Hand, weil die Windsteueranlage Probleme macht. Nichts mit Sterne gucken, Musik hören, lesen oder spielen auf dem Tablet, sondern stattdessen Pinne halten, bis der Arm lang und länger wird. Bei Helligkeit wird im Team geschraubt, geputzt, geschmiert und gecheckt, bis Stephan dann die Anlage wieder montieren konnte, was sich aber niemand so leicht vorstellen sollte: Bei Seegang hängt Stephan hinter der Heckreling und hängt kopfüber die zwei nicht leichten Teile auf die Welle, muss dabei auch noch zwei Silikonscheiben zwischen die Teile auf die Welle bringen. Natürlich sollte dabei nichts runterfallen, auch der Stephan nicht, ist ja sonst weg … Ich halte ihn also mit einem Arm um die Hüfte und mit dem anderen um die Schulter gut fest.

Es muss ein schönes Bild gewesen sein, zeigt es doch auch, dass wir gut zusammenarbeiten und uns gut verstehen. Ein paar E-Mails, ein paar Telefonate; weiter kannten wir uns nicht, als ich vor drei Monaten auf Teneriffa an Bord kam. Da ist es spannend, wie sich das Zusammenleben auf dem engen Raum entwickelt, in dem keiner einen Pups lässt, ohne dass es der andere bemerkt. Und weil die Rollen verteilt weden müssen. (natürlich bin ich nicht in allem ein wahrer Ersatz für Cornelia:-)

Crew zu sein ist eine gute ergänzende Erfahrung für mich, der ja mitunter auch mit eigener Crew unterwegs ist. Nicht immer weiß ich, was der Skipper will und mit Vielem hier kenne ich mich (noch) nicht aus, möchte aber doch hilfreich sein und es recht machen. Wie oft hat mich meine Crew schon fragend angeschaut und ich habe es nicht verstanden, was sie bedrückt? Aber Stephan ist ein sehr geduldiger und toleranter Mensch und ein bisschen lernfähig bin ich ja auch. Wir kommen prima klar miteinander. Mitsegler sind erstaunt: Keine alten Freunde? Nein, junge Freunde, wie Stephan einmal antwortete.

Heutiges Etmal: 95 sm, davon 70sm in unsere Richtung, der Rest ging im Zickzack und der Reparatur unter.

Sonnige Grüße aus 1436,9N; 1843,7W

Bernhard

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