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Buchtenbummeln auf Sardinien und Ankunft in Carloforte

Das Thunfischfilet wird überreicht.Carloforte – Sardinien – Im Süden Sardiniens gibt es nicht viel zu sehen, dafür umso mehr Natur. Wir bummeln von Ankerplatz zu Ankerplatz und genießen die Ruhe und das Möwengekreische um uns herum. Das Wasser ist glasklar, wir hüpfen ein paar Mal am Tag hinein, denn auch die Temperaturen sind nun schon hoch – der Außentemperaturmesser ist ausgestiegen, im Schiff haben wir ca. 35 Grad am Tag, am Abend sind es noch rund 25 Grad. Wir ziehen also los ohne Socken und Schals, ein Jäckchen für den lauen Wind genügt. Wir rudern an Land, gehen spazieren, wobei lange Spaziergänge wegen der Hitze gar nicht möglich sind. Es gibt hier auch absolut nichts … Der Wind ist nachmittags etwas stärker (bis zu 10 Knoten) schläft gegen abend dann wieder ganz ein und kommt erst wieder so gegen 12 Uhr. Wir schlafen also tief und fest und brauchen uns keine Sorgen um Ankerslippen oder plötzlich aufkommendern Starkwind zu machen. Der Wetterbericht sagte auch kein schlechtes Wetter vorher.
Wir haben nun auch einen Rhytmus bei der Fahrt für uns gefunden. Wenn wir morgens lossegeln, geht alles fast ohne Worte. Das Bananaboot wird aufs Vordeck gebracht, das wir für die Landgänge brauchen. Das Bimini (das Verdeck über dem Cockpit) wird abgemacht, Tee gekocht und Müsli mit Obst zum Frühstück gegessen, die Seeventile in Küche und Bad werden geschlossen, ebenso alle Lucken. Stephan prüft den Motorölstand und schaut in die Bilge, ob da Wasser steht (furztrocken!), ob die Elektrik stimmt, denn Sonnenenergie haben wir genug (wenngleich auch wenig Wind, aber es reicht gut und wenn das nicht reicht haben wir Armin, unseren Schleppgenerator fürs Wasser:-) – ihr seht, so langsam werden die Dinge auf unserem Boot auch personifiziert. Dann nehmen wir die Persennings von den Segel und setzen das Großfall am Kopfbrett des Großsegels an. Wir lassen den Motor an, holen die Ankerkette hoch und motoren aus der Bucht, ziehen dabei schon das Groß auf. Für diese Aktionen brauchen wir ca. eine Stunde. Auf See, wenn wir den Wind spüren, setzen wir je nachdem die Genua oder unsere Fock. Motor aus – das ist der schönste Moment! Es wird still und wir hören nur noch die Wellen und den Wind. Wir stellen die Windfahnensteuerung ein und schon können wir uns bequem ins Cockpit setzen, ohne steuern zu müssen. Wir können dann lesen, im Rechner kleine Blogeinträge schreiben und vorbereiten, wenn wir wieder Wifi haben. Einer von uns kann ein kleines Nickerchen machen, der andere bleibt immer im Cockpit, falls etwas nachzustellen ist, z. B. wird der Wind stärker oder schwächer oder dreht, dann müssen wir die Windfahne nach- oder neujustieren. Das ist absolut entspanntes Segeln und so gefällt es uns gut.
Die Küste ist hier rau und steinig, viele Steilküsten. Ein bizarrer Küstenabschnitt. Dazwischen Strände mit weißem Sand und eine große weiße Sanddüne. Es gibt keine Städte oder Dörfer hier, nur kleine Feriensiedlungen und Campingplätze (hier mit dem Wohnmobil unterwegs zu sein, ist sicherlich genial, wenn man die Natur mag wie wir). Wir treffen auf nette Menschen und machen von Boot zu Boot Smalltalk.
An meinem Geburtstag und unserem Hochzeitstag hatten wir auf unserem Boot acht Personen von unseren Nachbarbooten eingeladen. Es war ein sehr netter Abend, die Dinghis kuschelten sich am Heck und wir kuschelten uns in unserem schmalen Cockpit. Es gab Wein, Bier und Häppchen, die man für solche Anlässe immer in der Schaps parat hat. Die Gespräche gingen ums Segeln, um das Leben in der Heimat oder fern der Heimat.
Es fehlt uns an nichts. Höchstens etwas Kultur, die wir natürlich auch haben könnten, wenn wir mehr an die Ostküste oder Westküste gehen – aber wir wollen ja weiter zu den Balearen, so lange diese noch nicht voll mit Touristen sind. Dies wird ab Mitte Juli und den ganzen August der Fall sein.
Sardinien nehme ich auf jeden Fall auf meine Wunschliste nach unserer Reise, denn diese Insel hat viel zu bieten. Schöne Städte, gute Küche, viele unterschiedliche kulturelle Einflüsse, die bis heute sichtbar sind, z. B. die nuraghische Kultur (1800 bis 300 vor Christus), tolle Wandermöglichkeiten im Landesinneren, z. B. den Nuraghentürme, rätselhafte Zeugen aus Stein. Die neuzeitliche Geschichte und Politik ist außerdem sehr interessant – irgendwie hört man so wenig von dieser Insel. Außer den Entführungen, die immer wieder in den Schlagzeilen waren, und ab und zu in den 1990ern die Selbstbestimmungsbewegung der Sarden.
Wir sind nun in Carloforte angekommen, einem Fischerstädtchen mit rund 6.400 Einwohnern. Es hat schon fast den Flair italienischer Rivieradörfer – pastellfarbene zwei- und dreistöckige Häuser, schmiedeeiserne Balkone, bunte Fensterläden. Nach den Tagen in den Ankerbuchten freuen wir uns wieder auf etwas Leben und auch mal ein gutes Essen im Lokal. Wir haben in der Marina in Carloforte einen Liegeplatz, direkt an der Promenade. In Griechenland waren diese Plätze oft kostenlos oder kosteten rund 5 bis 7 Euro. Hier zahlen wir – noch in der Vorsaison 30 Euro, was auch noch o.k. ist. Schließlich nutzen wir ja die Infrastruktur dazu. (Ich glaube fast, dass sich Griechenland hier auch noch etwas ausdenkt bzw. ausdenken muss und sich bei ihren Nachbarn umschaut, denn alle anderen Mittelmeerländer verlangen von Seglern Liegeplatzgebühen, bis hin zu Gebühren am Ankerfeld auf den Balearen). Im Moment merken wir jedoch, dass alle Segler Richtung Griechenland segeln, denn dort ist es so viel billiger als in den anderen Ländern – auch was die jährlichen Marinaliegegebühren betragen – abgesehen von der Türkei, wo der Service dann auch noch besser ist).
Nach der gestrigen Ankunft bei entspanntem Segelwetter suchten wir ein schönes Lokal – was wir auch fanden! Nichts schickimicki, aber ein sehr nettes Ehepaar, das an einigen Tischen die Gäste herzlich bewirteten. Es gibt durch rohen Thunfisch, Thunfischcarpaccio (genial), interessante Vorspeisen aus Fisch, eine Thunfischlasagne (traumhaft), Thunfisch mit Oliven und Kapern (interessant und superlecker). Wir waren begeistert. Und zum Schluss stellte der Wirt noch ein Schlückchen Grappa in die leere Espressotasse und stellte das Fläschchen auf den Tisch.
Und heute Morgen besuchten wir den Markt und bummelten durch die Gassen von Carloforte. Beim Markt braucht man schon Nerven und Ausdauer, es wird debattiert und telefoniert, vorgedrängelt und nur für sich selbst gesorgt. Ich stand manchmal so hilflos in der Mitte, man beachtete mich kaum – aber das kenne ich auch von Esslingen (da ging es einmal einer japanischen Frau so, der ich dann geholfen habe, dass sie auch mal dran kommt). Wir geniessen es sehr. Der Wind wird nun etwas frisch und in den nächsten Tagen soll starker Wind wehen. Wir sind in der Marina – und alles ist gut.
Alle Freunde, Verwandte und Bekannte, die unseren Blog mitlesen – geniesst auch ihr einen schönen Sommer. Juni ist für mich der schönste Monat in Deutschland!
Alles Liebe von
Cornelia und Stephan

Und hier kommt der neueste Film: Segeln mit Delphinen siehe hier.