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Der Wind, die unendliche Geschichte

Chenoa-ganz-alleine-im-riesigen-verlassenen-Bojenfeld-von-Saao-Francisco-do-Sul

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Ich habe meinen letzten Blogeintrag beendet mit „Wenn es also gut geht, melde ich mich morgen wieder per Funk weit ab von der Küste“. Es ist aber nicht gut gegangen. Die Gründe könnt ihr euch fast denken… Klar, der Wind…


Mittags war er ja noch sehr frisch am Ankerplatz. Aber da nützt er mir nichts, im Gegenteil. Ich habe es gerade eben noch vermeiden können, in der Brandung beim Anlanden mit dem Dingi zu kentern. Bin noch mal mit einem nassen Hintern davongekommen.
Dann habe ich Little Chenoa so weit den Strand hochgezogen, wie es ging und bin Mittagessen gegangen. Der Strand vor dem Restaurant war schon weg, die Wellen schwappten auf die Terasse, und ich musste mich in den hintersten Winkel des Restaurants verziehen, um nicht nass gespritzt zu werden.

Der Wirt sagte mir, dass so hohes Wasser nur sehr selten vorkommt. Aber es war eine Kaltfront angesagt, und das geht wohl mit ungewöhnlich hohem Wasser und rauher See einher.
Little Chenoa musste ich auch noch umparken. Ich zog sie in einen Fußweg und band sie an einem Baum fest.

Dann wollte ich aber schleunigst aufs Schiff zurück, weil ich ja den einsetzenden Ebbstrom nutzen wollte, um aufs offene Meer zu kommen.
Beim 4. Anlauf schaffte ich es durch die Brandung zu kommen, ohne umzukippen.

An Bord ging es sehr schnell. Ich setzte Segel und fuhr erst mal nur unter Segel los, merkte aber, dass die Wassertiefe links und rechts von der vertieften Fahrrinne für die dicken Pötte sehr gering war und das auch deutlich an den brechenden Wellen zu sehen war. Also machte ich breite Schultern und fuhr in der Fahrrinne für Dickschiffe. Ich hatte die Rinne glücklicherweise für mich allein und konnte sogar unter Motor in der ca. 100 Meter breiten Rinne kreuzen. Die Wellen waren nämlich hoch und kamen genau von vorn. Auch wenn sie sich noch nicht brachen, wollte ich sie nicht frontal nehmen. Nach ca. 2 Meilen hochkonzentrierter Fahrt war es dann endlich geschafft. Das war so ein Gefühl, wie es sich anfühlt wenn der Schmerz nachläßt. 🙂

Kaum war ich aus der Fahrrinne draußen, musste ich noch durch das große Ankerfeld der Schiffe, die auf die Genehmigung warteten, in den Hafen fahren zu dürfen, und dann hatte ich zwar freie Bahn aber keinen Wind mehr. Langsam wurde ich hundemüde. Ich durfte aber nicht schlafen, weil ich keinen elektrischen Autopiloten habe. Meinen Autopiloten, die Windfahne, kann ich ja nur nutzen, wenn ich segele, nicht aber wenn ich unter Motor fahre.
Das war dann noch eine verdammt anstrengende Nacht. Ich habe mehrmals versucht zu segeln, als der Windgenerator anlief und mir signalisierte, dass der Wind nun ausreichen würde. Dann war aber nach kurzer Zeit doch nichts mehr. Als ich mal kurz die Segel barg und mich treiben ließ, um ein Nickerchen zu machen, sah ich, wie ich 1,5 Knoten Fahrt zurück machte. Das ist leider die Strömung, gegen die ich mit dem bisschen Wind auch noch ansegeln muss (zusätzlich zu dem stark bewachsenen Unterwasserschiff).
Am frühen Morgen um 4:00 Uhr war es dann aber doch soweit, dass ich für 2 Stunden segeln und damit auch etwas schlafen konnte. Die 2 Stunden konnte ich natürlich nicht durchschlafen, weil da wieder ein paar Fischer meine Aufmerksamkeit erforderten.

Darum habe ich heute Nachmittag auch schon wieder Ausschau nach einem Ankerplätzchen gehalten. Ich fand es in Saao Francisco do Sul. Hier liege ich nun in einem riesigen Mooring Bojen Feld ganz alleine.
Weil es so schön windstill war, habe ich mal ein Schönwettermooringmanöver gemacht. Ich habe das Dingi ins Wasser gelassen, habe mich mit Mooringleine und einem kleinen Fender bewaffnet und bin zu einer Mooringboje gerudert. Habe dort die Leine unter der Boje festgeknotet und an der anderen Seite den Fender festgebunden, damit ich ihn mit dem Enterhaken von Chenoa aus aufnehmen kann und an meiner Klampe an Bord befestigen kann. Dann bin ich schnell zu Chenoa, die schon herrenlos etwas abgetrieben war, zurückgerudert, hab den Motor gestartet und bin zu der Boje gefahren, um den Fender mit Leine aufzunehmen. Alles hat prima geklappt. Später habe ich dann noch die Mooringleine von der Boje abgeknotet und hab sie auf Slipp gelegt, dass ich sie beim Ablegen einfach lösen kann.
Morgen werde ich allerdings noch nicht ablegen. Da mache ich erst mal wieder einen Ruhetag.

So wie es aussieht, werde ich die Strecke bis Uruguay noch in kleine Teilstücke aufteilen und viel motoren. Wenn der Wind passt, werde ich natürlich segeln.
Ich halte euch auf dem Laufenden, wie es so läuft  🙂

Und wieder mal grüßt ganz herzlich der Stephan

 

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