Ich hatte mir einen ruhigen Tag nach Wettervorhersage ausgesucht. Das Zarpe, wie das Dokument zum Ausklarieren heißt, habe ich am Vorabend noch beantragt, weil ich gleich morgens lossegeln wollte. Ich musste aber mit Engelszungen reden, um den Ausreisestempel schon in den Pass zu bekommen, obwohl ich erst einen Tag später absegeln wollte. Aber es hat geklappt und so konnte ich morgens wie geplant die Leinen von der Mooringboje lösen und lossegeln. Anfangs gab es noch keinen Wind, dann frischte er langsam auf 20 Knoten auf. Das war auch die Vorhersage. Wind 10 Knoten, in Böen 20 Knoten. Aber es ging weiter. Als es die Windanzeige über 40 Knoten ging musste ich endlich handeln. Ich machte zwar flotte Fahrt von ca. 6 bis 7 Knoten, aber das war zu viel Wind für meine Segelfläche. Ich barg alo die Fock und reffte das Groß. Dann ging es nur unter kleinem Groß weiter. Zwar mit reduzierter Geschwindigkeit, aber 4 Knoten Fahrt haben mir auch gereicht.
In Puerto Williams liegt ein altes Schiff, die Micalvi. Sie wurde absichtlich auf Grund gesetzt und dient nun mit seinen beiden Längsseiten als Anlegestation für Segelschiffe. Da die Längsseiten aber nicht für die vielen Segler ausreichen, muss man mit anderen Seglern im „Päckchen“ liegen.
Ich mag das zwar nicht so gerne, weil man, um an Land zu kommen, immer erst über die Decks der näher liegenden Schiffe laufen muss. Aber es geht halt nicht anders, wenn der Platz knapp ist. Erst bin ich noch zu einem nahegelegenen Seitenarm gefahren und habe geankert, aber später bekam ich Besuch von der Segelschule, die der Micalvi gegenüberliegt und sie boten mir an, mir beim Anlegen an einem anderen Segler zu helfen.
Nun liege ich also neben einem großen Segelschiff als drittes und äußerstes Schiff.
Der Club Micalvi wird von der Armada unterhalten und es gibt sogar Wifi und 2 Duschen mit Toilette. Die sanitären Anlagen sind zwar sehr einfach, aber besser als nix. Und für gute 10 Euro pro Tag kann man keine großen Ansprüche stellen.
Noch am Ankunftstag habe ich mich bei der Capitania del Puerto gemeldet und ein paar Formulare ausgefüllt. Am nächsten Tag ging es weiter mit Immigración, Zoll und einer Behörde für landwirtschaftliche Produkte und Gesundheit.
Der gute Mann wollte sogar mein Schiff sehen und sich vergewissern, dass ich kein Gemüse oder Fleisch aus Argentinien eingeführt habe.
Ich hatte zwar ein paar Kartoffeln und Zwiebeln an Bord, musste ihm aber versprechen, sie auch an Bord zu verzehren. Er wollte auch meine Lebensmittelvorräte und den Mülleimer sehen, hat aber keine Fächer von sich aus aufgemacht.
Und so ging dann alles ganz freundlich und unproblematisch über die Bühne.
Nun bin ich schon wieder 2 Tage hier. Das Wetter ist durchwachsen. Es regnet oft, und dann ist es auch recht kalt, unter 10°C. Aber hin und wieder scheint auch die Sonne und dann es ist schön warm.
Heute habe ich ein paar Tomaten eingekauft, weil immer am Samstag das Versorgungsschiff mit frischem Gemüse kommt. Es gibt genug zu essen, aber Fleisch oder Fisch gibt es nur tiefgefroren, und alles ist noch teurer, als in Ushuaia, wo es auch schon recht teuer war.
Am Montag möchte ich versuchen, meinen Dieseltank voll zu bekommen. Da werde ich zum Fischerhafen fahren und hoffentlich von einem Tanklastwagen Diesel bekommen. Wenn das nicht klappt, muss ich Kanister tanken und Kanister für Kanister in meinen Tank füllen. Es ist aber eine recht mühsame Arbeit, die vollen und schweren Kanister mit dem Hackenporsche von einer Tankstelle zum Micalvi zu karren, über 3 Decks zu schleppen und einzufüllen.
Wenn mein Tank dann voll ist, will ich auch wieder los und eine kleine Gletschertour machen. Die wird ca. 2 Wochen dauern.
Wenn es klappt, werde ich mich wieder per Funk von unterwegs melden.
Bis dahin machts jut und bleibt gesund!
Stephan