«

»

Sonntagsausflug nach Sirince

Gepflasterte Strassen - eingefallene Häuser.Kusadasi / Sirince – Sonntags ist auch in der Türkei Familientag. Das entdeckten wir auf unserer Wanderung von Selcuk nach Sirince, als wir dort ankamen. Aber erst einmal der Reihe nach. Am Sonntagmorgen schien die Sonne und wir beschlossen, einen Ausflug zu machen. Wir gingen also zum Busbahnhof, dort setzten wir uns in einen Dolmus nach Selcuk. Die Dolmusse sind kleine Busse mit ca. 20 Sitzplätzen. Wenn alle Sitzplätze voll sind, fährt er los. Das passiert so alle 15 Minuten. Einen Fahrplan gibt es nicht. Während der Fahrt wandert das Geld von den Fahrgästen – pro Person 2 Euro für eine rund 30 km lange Fahrt – zum Fahrer. Na da ist noch viel Vertrauen in die Ehrlichkeit der Menschen! In Selcuk angekommen liefen wir durch die Stadt, dann den Hügel mit den schicken Reihenhäusern von der Stange hoch und nach einem Kilometer waren wir dann schon im Grünen angekommen. Olivenbäume säumten die Straße, die zu unserem Glück gerade ausgebaut wurde und für den Straßenverkehr gesperrt war. 7 km liefen wir immer bergan auf immerhin 400 Meter, erfreuten uns der schönen Landschaft und überlegten uns, dass wir in einem Monat nochmals hier wandern müssen, denn dann werden hier die Pfirsich- und Kirschbäume blühen. So ein Kilometer vor Sirince waren auch die ersten Weinberge zu sehen. Denn Sirince bemüht sich, Wein anzubauen und vermarktet diesen auch.

Wir waren sehr gespannt, auf das kleine Dörfchen, das bis 1923 in der Hand von Griechen war, bevor sie nach Griechenland umgesiedelt wurden. Dann ließen sich dort Türken nieder und bis heute wohnen hier 500 Einwohner. Das Dorf ist unter Denkmalschutz und wie nun mal so oft, wenn etwas als historisch gilt, sind Touristen unterwegs, bzw. türkische Sonntagsausflügler. Das Dorf ist in der Hand von Souvenirhändler und ein Restaurant reiht sich an das andere. Wir wollten uns nicht ausmalen, wie es hier im Sommer aussieht, denn auch im Januar schoben sich die Tagesausflügler durch die engen steilen malerischen Gässchen. Das hatten wir uns ja mal wieder ganz anders vorgestellt. Wir waren dann aber in einem netten Restaurant und aßen unsere geliebten Gözleme, Pfannkuchen mit Kartoffelbrei drin, und dann noch mit Bulgur gefüllte Zucchiniblüten. Beides sehr sehr lecker. Wir probierten auch den Wein, der hier wieder angebaut wird, aber ohweh, er entsprach so gar nicht unserem Geschmack und war weit davon entfernt, Wein genannt zu werden. Wir probierten dann noch in einem anderen Weinkeller mit schick aussehenden Flaschen und sogar Sekt und wir hätten uns ja mal eine Flasche gegönnt, aber wir sind halt als Esslinger doch anderes gewohnt.

Heute spürt man nichts mehr von dem Hass zwischen den Türken und den Griechen. 1919 rückten die Griechen mit ihrer Armee in Kleinasien ein, um alles bis nach Istanbul zu zu einem Großgriechischen Reich zu vereinen. Die Engländer versorgten die Griechen mit Waffen, die Italiener die Türken. Der Krieg begann und endete erst 1921. Dann wurden die Griechen in mehreren Schlachten von den Türken unter Mustafa Kemal (Atatürk) vernichtend besiegt. Er eroberte mit seinen Truppen Izmir zurück. Zwischen 1922 und 1923 gab es dann eine Massenvertreibung und Enteignungen – vor allem in Izmir (das ehemalige Smyrna und den umliegenden Städten und Dörfern). Insgesamt 500.000 Türken mussten Griechenland, 1,25 Mio. Griechen mussten die Türkei verlassen, rund 40.000 Menschen wurden getötet. Ob diese Geschichte wohl aufgearbeitet wurde – so wie wir den Weltkrieg vor 100 Jahren nochmals aufgearbeitet haben? Da möchte ich schon manchmal gerne türkisch können und darüber lesen. Wir versuchen unser bestes, aber Türkisch ist gar nicht so einfach, aber zumindest kann ich schon bis zehn zählen!

Wetter: 15 – 20 Grad Celsius,teils sonnig, teils wiindig bis starker Wind am Abend bis ca. 20 khn/h, am Abend Regen

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>