Leros – Lakki – Am Mittwoch Morgen sind wir von Samos zur Insel Leros aufgebrochen. Stephan hat den Schwanenhals nochmals geklebt und verschraubt. Eine kurze unsichere Sekunde, der Motor sprang an, kein Wassertropfen war am Schwanenhals zu sehen.Wir waren sehr erleichert und wir beschlossen, nach Lakki zu fahren, einer größeren Insel mit einer guten Marina. Lakki ist angeblich der sicherste Hafen im Mittelmeer. Deshalb haben sich hier Anfang des 20. Jahrhunderts die Italiener für 30 Jahre breit gemacht und einen großen Marinestützpunkt gebaut, das Dorf abgerissen und eine neue Stadt im Art Deco-Stil mit großen Paradestraßen aufgebaut. Von 1913 bis 1943 gehörte die Insel zu Italien, dann gehörte sie einige kurze Zeit Deutschland, dann Großbritannien. Erst 1948 kam die Insel wieder an Griechenland zurück. Verrückt! Mitten in der Ägäis.
Durch die Einfahrt zwischen zwei hoch aufragenden Felsen kommt man in eine riesige Bucht. Ganz am Ende – gut geschützt liegt Leros Marina. Obwohl es draußen ganz schön windete, war davon in der Bucht kaum zu spüren, die Marina war sogar absolut windstill. Wir liegen also ruhig und sicher nun in der netten Marina, in der sehr viele Boote auf den Frühling warten. Und da heute, am Freitag, Sturm von Südwesten angesagt ist, ist das genau der richtige Unterschlupf.
Für den Segeltörn von nur 12 Seemeilen brauchten wir den ganzen Tag, denn natürlich kam der Wind genau auf die Nase. Also, waren es doch insgesamt gut 30 Seemeilen, die wir dann benötigten. Doch es war schön auf dem Meer zu sein und alles war gut und wir wurden nett in der Marina empfangen, obwohl Minimalbetrieb herrschte. Denn an diesem Tag, den 25. März, wird in Griechenland groß gefeiert. Man feiert die Unabhängigkeit von der Herrschaft der Osmanen vor rund 200 Jahren, die zur griechischen Republik führte. Schon in Lipsi bekamen wir die Vorbereitungen mit: alle Sträßchen wurden mit den blau-weißen Fähnchen behängt, überall wurde geputzt und saubergemacht und die Blaskapelle übte jeden Abend Märsche – sie hätten wohl noch etwas länger üben müssen, so wie es zu uns aufs Boot rübertönte.
Die Insel Leros hat für die Griechen keinen so guten Klang. Es war lange Zeit Verbannungsort und Internierungslager, Kinder kommunistischer Partisanen wurden dort in „Kinderdörfer“ umerzogen. Davor war die Insel Leprastation.Heute ist sie wieder in den Schlagzeilen als Flüchtlingsaufnahmelager, was wir aber noch nicht mitbekommen haben.
Seit 1957 war Lakki auch die größte psychiatrische Klinik Griechenlands. Zeitweise waren hier bis zu 2.700 psychisch Kranke aus ganz Griechenland untergebracht. Die menschenunwürdigen Bedingungen, unter denen sie (teilweise nackt angekettet) verwahrt wurden, gerieten in den 1980er Jahren in den Blickpunkt der internationalen Öffentlichkeit. Auf Druck und mit Hilfe der Europäischen Gemeinschaft wurde eine qualifizierte psychiatrische Behandlung eingeführt und ein Großteil der Patienten enthospitalisiert. Deshalb sind hier auch überall große kasernenartige Häuse zu sehen. Auch hier kaum zu glauben, dass dies vor einigen Jahren möglich war.
Heute Morgen haben wir einen Spaziergang in die Stadt gemacht und Kaffee getrunken. Der Charme dieses Städtchens erschließt sich uns nicht, aber knappe 5 km über dem Berg sind kleine griechische Dörfchen, in die wir gut wandern können. Denn nun heißt es wieder warten. Stephan hat einen neuen Schwanenhals aus Edelstahl in Auftrag gegeben und der wird womöglich am Montag fertig. Ich habe gestern wieder gewaschen und das Boot geputzt – und vor allem haben wir einmal wieder schön ausgiebig duschen können.
Wir sind froh, in der Marina zu sein, denn im Moment stürmt es richtig, selbst in der Bucht sind kleine Schaumkronen auf den Wellen zu sehen. Es ist nun schon etwas wärmer geworden, fast 20 Grad Celsius. Wir haben es also wieder gut.
Wir grüßen alle recht lieb und wir haben uns über die vielen Kommentare der letzten Tage sehr gefreut. Es ist gerade nicht immer einfach und wir hatten uns den Start etwas leichter vorgestellt. Aber auch das werden wir gemeinsam meistern.
Nela und Stephan
PS: Die ersten Bilder in der Galerie zeigen uns auf einem Spaziergang in Lipsi. Wir werden wohl in Zukunft nie mehr von „unberührter“ Natur sprechen können, denn selbst auf diesem zauberhaften Inselchen türmt sich der Müll und alle Buchten sind voller Plastikabfälle – daneben glasklares Wasser wie in der Südsee.
Dann Stephan mit Sivos, dem Besitzer des besten Angelzubehörladens der ganzen Ägais. Dort bekamen wir nicht nur jede Menge Angelzubehör sondern auch eine Extralehrstunde in Angeln und Harpunieren inklusive Einschätzung der griechischen Politik und die Aufgabe der EU. Wir waren die ersten Kunden des Jahres und so kam Stephan zu seiner Harpune, die er sich schon seit Jahren wünschte.