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Badefreuden und schwere Entscheidungen

An diesem glasklaren Wasser kann man sich kaum satt sehen.Cala Galdana – Menorca – Balearen / Am Morgen des 20. Juni brachen wir von Mahón auf. Es fiel uns schwer, denn Mahón hat uns gut gefallen, am Abend waren wir noch bei einem Konzert in der „Fischhalle“, der Liegeplatz war toll – mitten in der Stadt und doch ruhig – und nicht einmal teuer. Wir hätten es sicherlich noch einige Zeit hier ausgehalten. Aber irgendwie zieht es uns dann doch weiter. Die „Top-Ankerbucht“ von Menorca müssen wir doch besuchen, die gerade mal 9 Seemeilen entfernt ist. Also, Popo hoch, Leinen los und wieder hinaus aufs Meer. Draußen erwartete uns genügend Wind, um mit 7 Knoten Richtung Ankerbucht zu fahren, Segel nach einer Stunde wieder runter und rein in die Bucht. Huch ist die klein! Und proppenvoll! Mit Müh und Not kommen wir im Rückwärtsgang wieder raus und flüchten in die nächste Bucht, auch voll. Was tun? Ich habe Angst, dass wir nirgendwo mehr ankommen und das im Juni, wo doch die richtige Segelsaison noch gar nicht angefangen hat und jeder sagt, dass es ab Mitte Juli richtig voll wird. Wir segeln also weiter die Felsenküste entlang mit tollen Höhlen und wunderbarem türkisblauem glasklarem Wasser. Bis zur nächsten größeren Bucht sind es dann nochmals 9 Seemeilen und dort können wir um 16 Uhr den Anker fallen lassen. Dort stehen zwar einige größere Hotels, aber besser viel Platz zum Schwojen, als Angst zu haben, dass man anderen zu Nahe kommt. Wir springen ins Wasser und fühlen uns wie im Urlaub. Das Wetter ist warm aber angenehm, und wenn es zu warm wird, ein Sprung ins Wasser genügt. Am Abend kochen wir etwas und kommen seit langem wieder ins Reden und Erzählen. Obwohl wir uns im Urlaubsparadies Mittelmeer schon seit Monaten befinden, sind wir etwas enttäuscht. Wir haben uns das anders vorgestellt, jetzt wo das Wetter gut ist, beginnt natürlich die Segelsaion und damit sind die Buchten auch alle voll. Überall ist Ferienparadies (was niemand zu verdenken ist, denn alle wollen die Natur geniessen und bauen dort Häuser, Hotels und Campingplätze). Auch auf Mallorca, Ibiza, Formentera und der spanischen Küste wird es so weitergehen. Wir sind gedämpfter Stimmung. Könnt ihr euch das vorstellen? Nein sicherlich nicht, denn bei den Bildern muss es uns doch ganz prächtig gehen.

Am nächsten Tag wachen wir wieder bei schönstem Wetter und wenig Wind auf. Kaffeetrinken im Cockpit und weiter reden. Das was uns schon lange bedrückt, kommt nun zur Sprache: Das Mittelmeer war für uns beide die Spielwiese, ob es weitergeht oder nicht. Stephan und ich sind leider ganz unterschiedlicher Meinung: Stephan möchte weitermachen und seinen größten Traum erfüllen. Ich kann es nicht, denn die Ängste lassen mich nicht los – ja, sie werden sogar schlimmer mit jeder Fahrt, obwohl sie lange nicht mehr so anstrengend sind wie zu Beginn. Aber so kann ich nicht um die Welt segeln, denn ich werde zu einem anderen Menschen und bin nicht mehr frei. Die Entscheidung wird gefällt: Stephan wird sich ein Crewmitglied suchen, ich werde nach Hause fahren, sobald wir eine gute Marina auf Spaniens Festland gefunden haben. Im Moment ist alle Energie weg. Doch wir müssen ja weiter und das, wo es doch gerade in Sachen Landschaft und Wetter so schön ist und wir so eine lange Fahrt hinter uns haben. Ich habe lange gekämpft und dachte, ich könnte die Angst bezwingen, aber es funktioniert nicht. Stephan will weiter und weiter, am liebsten würde er lieber heute als morgen immer weiter fahren bis nach Usuhaia, Kap Horn. Er liebt das segeln und auf dem Meer sein, ich bin eher sehr verhalten und je mehr ich weiß, desto mehr Respekt habe ich davor.

So sieht es aus, meine liebe Familie und Freunde, Bekannte und Mitleserinnen und Mitleser unseres Blogs.

Wir gehen davon aus, dass wir so Mitte Juli bis Anfang August in einer Marina in Spanien angekommen sind. Dort wollen wir dann anlegen und Stephan wird sich nach einer Crew umschauen. Vielleicht hat ja schon jemand, der diesen Blog liest, Lust bekommen, mit Stephan eine Weile oder auch die ganze Strecke mitzusegeln. Er möchte im Oktober auf die Kanaren segeln, dann weiter nach Kapverden und im Dezember rüber nach Brasilien. Das folgende Jahr möchte er nach Argentinien bis zum Kap Horn runter, so dass er im dortigen Sommer (wenn bei uns der Herbst beginnt) ankommt. Dann weiter auf die South Georgia Islands und dann über südliches Afrika und Namibia wieder zurück. Er möchte dafür ca. zwei Jahre haben. Ich muss ihn ziehen lassen, auch und gerade weil ich ihn liebe. Ich wünschte mir, dass er einen Partner oder Partnerin findet, der selbst diesen Traum hat und dass er seinen Traum leben kann. Wer Stephan direkt schreiben möchte, weil er Lust und Zeit hat, mitzusegeln oder jemanden kennt, der daran Interesse hat, darf dies gerne tun: stephan punkt bethge at sy minus chenoa punkt de.

Wir werden in den nächsten Tagen (Woche ..) in Ankerbuchten sein mit spärlich bis gar keinem Internetzugang. Deshalb nicht wundern, wenn wir nicht erreichbar sind und keine E-Mails lesen und beantworten können, auch keine Blogbeiträge schreiben.

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