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Auf Mallorca

Blühende Terrassen in Pollenca.

Pollanca –  Mallorca – Balearen / Es ist ruhig hier in der großen Bucht von Pollenca. Ringsum uns herum Boote, die vor Anker oder an einer Boje liegen. Noch ist Vorsaison. Der Hafen und die Marina sind noch nicht proppenvoll, aber die Boote kommen. In Deutschland haben die Ferien angefangen. Immer mehr Segelboote sehen wir mit deutscher Flagge. Das Tramuntana-Gebirge, UNESCO-Weltnaturerbe, liegt vor uns und am Abend, wenn wir im Cockpit sitzen, taucht die Sonne alles in rosa, bevor sie hinter den Bergen verschwindet. Es ist schön hier.
Wir versuchen, die Zeit zu zweit, die uns noch bleibt zu geniessen. Wir sind traurig. Wir wissen, dass die Entscheidung fällig und richtig ist, aber trotz allem ist es schwierig, denn unser gemeinsamer Traum ist geplatzt und im Moment gibt es keine Zukunft für die nächsten Jahre. Vielleicht später. Viele E-Mails haben wir bekommen, denn auch ihr seid geschockt über diese Entscheidung, die nicht aus den Blogs zu erkennen war. Lange habe ich versucht, das Schöne zu sehen und zu beschreiben, und nicht das Unwohlsein, das mich immer mehr befallen hat. Gestern abend war ein Segelnachbar, seit langem Einhandsegler mit viel Segelerfahrung, bei uns. Als er von seinen „Abenteuern“ erzählte, lief es mir wieder kalt den Rücken runter und ich weiß, dass ich das nicht ertragen könnte. Deshalb steige ich lieber hier im scheinbar „friedlichen“ Mittelmeer aus. Wie Stephans Entscheidung ausfällt, liegt daran, ob er eine Mitseglerin oder Mitsegler findet. Das wollen wir nun als nächstes versuchen.
Im Moment reparieren wir den Unterliekstrecker, der das Großsegel am Baum streckt. Kurz nach Mahon in Menorca machte es einen Riesenknall und wir sahen ein Teil des starken Drahtseils aus dem Baum stehen. Zum Glück hatte das Groß wenig Winddruck und es ist nochmals mit einem starken Klettband festgemacht, so dass das Groß nicht in den Wind schoß und wir trotzdem weitersegeln konnten bis Mallorca, bzw. es notdürftig festmachen. Nun geht Stephan zum Chandler, einer Segelwerkstatt, um wieder ein neues Drahtseil machen zu lassen. So geht immer etwas kaputt, obwohl wir eigentlich gar nicht damit gerechnet haben. Wie kann ein solches Seil kaputt gehen?
All diese Dinge machen mir auch Angst und Sorgen. Dabei ist unser Boot wirklich gut in Schuss, Stephan pflegt es wie sein Augapfel und sehr solide gebaut – was uns viele andere Segler immer wieder bestätigen – trotz allem gibt es genügend Teile, die Wartung benötigen.
So schön das ungebundene Seglerleben ist, sosehr ist man an verschiedene Gegebenheiten gebunden. Zuallererst an das Wetter, zum zweiten an die Möglichkeiten zu ankern oder anzulegen und zum dritten an die Teile, die immer wieder erneuert werden müssen. Es klingt nach 100 Jahre Urlaub, liebe Freundinnen und Freunde, aber das ist es auch nicht. All das habe ich wohl viel zu sehr mit einer rosaroten Brille gesehen. Es ist jammern auf ganz ganz hohem Niveau, wenn aber davon das Leben abhängig ist, wird es ernst. Vorwürfe mache ich mir auch, weil ich glaubte, dem allem gewachsen zu sein und dass ich zu diesem Unternehmen ja gesagt habe. Aber wenn man es doch nicht versucht, wie sollte man dieses Leben sonst kennenlernen! Erst die Erfahrung bringt die Erkenntnis. Bücher hatte ich reichlich gelesen und mir es vorgestellt. Nicht in den kühnsten Träumen konnte ich darauf kommen, dass das Leben doch so viel mentale Kraft braucht, die ich aber leider nicht habe.

Seid umarmt

Nela und Stephan

 

 

 

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