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Gute Nacht-Geschichten

Windiges MilosAdamas – Insel Milos – Erfahrene Segler werden natürlich mit den Augen rollen. Für uns bedeuten aber vieles, was wir tun, dass wir es zum ersten Mal tun oder erleben. So auch eine Nachtfahrt. Bisher hatten wir uns im Urlaub immer davor gescheut, denn die Inseln sind nah beeinander, bei Nacht sieht man die Fischernetze schlecht, die oft nahe der Inseln ausgelegt sind. Aber nun war es soweit.

Im Hafen Ios war ein fürchterlicher Schwell (Wellengang, der die Chenoa gefährlich an die Hafenmauer drückte) und gefährlich, wenn die Fähren anlegten. Es ist außerdem Sturm angesagt und da mochten wir ungern weiter dort bleiben. So studierten wir die Wetterkarten und fanden ein Wetterfenster, um nach Milos, rund 60 Seemeilen = 100 Kilometer, zu segeln. Dort gibt es einen sehr guten Hafen. Am Dienstagnacht bis Mittwochmittag war ruhiges Wetter angesagt. Fast ein bisschen zu wenig Wind und wir würden sogar in Kauf nehmen, dass wir motoren. Also machten wir uns fertig, legten uns alles zurecht, ein Futterpaket, prüften alle Lichter, die Navigation, wohin wir wollen und welche Gefahren es dort gab und legten bei Windstille um 21 Uhr ab.

Es war schon ganz schön unheimlich, ins Dunkle hineinzufahren, aber mit der Zeit gewöhnten sich die Augen daran. Wir sahen die Umrisse, zudem gibt es ja noch die Trackingroute des Navigationsgerätes. So setzen wir die Segel, es war schwach Wind und wir kamen mit ca. 2 sm/h = 3,5 km/h und gesetztem Groß und Fock los. Es war schön, um uns herum das grüne illuminierte Licht, von dem wir schon so viel gelesen haben. Dann plötzlich machte es einen Ruck und der Wind kam von einer Sekunde auf die andere. Unser Boot zog an und flitzte mit 8 kn/h los. Der Wind nahm zu, wir refften das Groß gleich ins zweite Reff und weiter ging die Fahrt. Die Wellen wurden höher und Stephan steuerte dieses Mal das Boot gut und sicher durch die Wellen, die jedoch angenehm von hinten kamen. Wir segelten durch eine Passage durch zwei Inseln, dort war der Wind etwas ruhiger.

Vor der Insel Milos wurde es nochmals extrem kippelig, da sich die Strömungen kreuzten, sich eine sogenannte Kreuzsee aufbautet. Das ist sehr sehr unangenehm. Aber noch rund 5 Seemeilen (was rund 30 Minuten bis eine Stunde mit unserem Boot bedeutet) waren wir in der Bucht und die See wurde ruhiger. Milos hat einer der besten Naturhäfen hier in der Gegend, die Bucht schneidet 5 sm in die Insel ein und liegt sehr geschützt bei allen Winden. Sie hat einen neuen Anlegersteg mit Muring und siehe da, dort standen auch ein Seglerehepaar aus Kusadasi. Wie wir uns freuten bei diesem Anblick. Sie halfen uns das Boot gut zu vertäuen und um 9 Uhr morgens lagen wir sicher da. Wir waren sehr geschafft, tranken noch einen Kaffee und gingen schlafen. Ein kleiner Spaziergang durch das Dorf Adamares schafften wir noch, kauften unseren geliebten Tintenfisch für ein Spaghettigericht und fielen dann sehr früh wieder ins Bett.

Heute Morgen legten wir unsere Chenoa nochmals sicherer an. Zur Sicherheit nahmen wir links und rechts eine Muringleine hoch um unseren Anker zu entlasten. Muringleinen sind Leinen, die an Betonklötzen am Meeresboden angebracht sind und die eigentlich bombensicher sein müssen. Denn der Wind nimmt nun zu und ein Ende ist erst in zwei Tagen abzusehen. So heißt es wieder, ausharren und die See beobachten und unsere Chenoa. Sicher Milos hat viel zu erzählen und das orthodoxe Osterfest steht vor der Tür. Gerne würden wir uns dies alles ansehen. Aber wir wären nicht entspannt, wenn wir Sightseeing machen würden und unser ist unbeaufsichtigt. So warten wir auf besseres Wetter.

Leider war dies in letzter Zeit immer so und viele schütteln die Köpfe über das diesjährige Wetter im April. Von meinem Traum, über die Inseln zu hüpfen, schön anzulegen und ruhige Tage zu verbringen ist nicht viel übrig geblieben – zumindest nicht für Griechenland. Natürlich könnten wir auch langsamer voransegeln, aber dann müssten wir in Italien und Spanien durchhuschen, worauf wir uns ja auch so freuen, vor allem Spanien, denn dann verstehen wir auch die Menschen wieder und können uns gut verständigen. So beißen wir noch ein bisschen die Zähne zusammen und freuen uns, dass es bald besser und wärmer wird. Heute 10 Grad und keine Sonne, also ziemlich kalter Wind!

Stephan sagt immer, dass es doch toll ist, dass wir so viel erfahren und lerne. Ja wir lernen gerade, wie der Sommer in Patagonien sein wird – so sagen wir uns immer. Achja, und Stephan hat wieder eine neue Baustelle. Der Regler des Windgenerators hatte einen Kurzschluss, weil ein Kabel durchgescheuert war. Nun ist er aber schon wieder in der Zielgeraden und wir haben bald wieder unseren eigenen Strom. Denn Wind haben wir ja im Moment jede Menge.

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