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Karibikfeeling in Sardinien

Delphin vor SardinienAm Villasimius – Sardinien – Mittwochmorgen um 5 Uhr plumpste unser Anker ins Wasser. Dabei nahm ich die große Taschenlampe mit, um zu sehen, wie viel Meter Ankerkette wir herauslassen. (Die Ankerkette ist verschiedenfarbig markiert, so dass wir wissen, wie viel Kette wir ausfahren.) Ich leuchtete dabei ins Wasser, als der Anker nach unten ging. Das Wasser war so klar, dass ich den Anker bis auf den Boden sah. Wir setzten uns ins Cockpit, die Nacht war mild, um uns herum grüne Hügel und kleine Berge, ein paar Lichter. Wir öffneten eine Dose Bier und ließen unsere Fahrt von Sizilien nach Sardinien nochmals Revue passieren.
Am Dienstagmorgen segelten wir in Favignana los. Da wir starken Wind hatten, konnten wir die Nacht nicht in einer Bucht verbringen, sondern blieben im Hafen und hatten wahres Hafenkino. Viele Segelboote flüchteten sich in den sicheren Hafen. Die Anlegemanöver waren schwierig, selbst das Ankern war bei diesem Wind nicht für alle einfach. Wir hatten einen guten Platz in der Mitte des Hafens und der Anker hielt gut. Was wir nicht wussten: Er war bombensicher fest. Beim Aufholen der Kette haben wir nämlich festgestellt, dass sich die Kette um einen Stein gewickelt hatte, so dass wir etwas Zeit brauchten, bis wir den Anker oben hatten und wir erst einmal um den Stein herum zirkeln mussten. Bei der Abfahrt hatten wir leichten Wind und wir setzten die Genua. Mit rund 3 bis 4 Knoten zogen wir los, aufrecht und gemütlich begann unsere Reise und setzte sich die nächsten 50 Seemeilen so fort. Mit Anbruch der Dunkelheit schlief der Wind ein und der Kaptain startete widerwillig den Motor. Leider lief der Motor dann gute 15 Stunden – für die nächsten 50 Seemeilen, bis wir wieder Wind hatten. Die Nacht verlief ruhig – mit Blick auf Vollmond und Sternenhimmel, der Sonnenaufgang war einmalig, das Meer ölig und in allen Rot- und Blautönen schimmernd. Immer wieder besuchten uns Delphine und bei Sonnenaufgang konnten wir sogar einen Film davon drehen – siehe Link. Es ist fantastisch, den Delphinen zuzuschauen, wie sie Spaß haben. Das Ausatmen hört man schon von weitem, wenn sie angeschossen kommen. Dann tanzen sie um unseren Bug, springen hoch, schubsen sich gegenseitig an und man hat den Eindruck, dass sie immer wieder zu uns hochschauen, während sie sich auf die Seite legen. Den ganzen Tag und auch die ganze nächste Nacht, die wir mit ganz wenig Geschwindigkeit segeln konnten, waren die Delphine um uns herum. Die Angelrolle fing an zu knattern. Als wir diese dann einholten, war der ca. 30 cm Hartkunststofffisch, den wir als Köder dran hatten, zwar durchgebissen, aber es hing nichts dran – zum Glück vermutlich, denn wir wollen nicht wissen, was das für ein Kavenzmann war, den wir sonst herausholen hätten müssen und der so schöne Beißerchen hatte (jedenfalls kein Thunfisch, die haben keine Zähne). Da die zweite Nacht so hell war, konnten wir Sardinien schon früh, fast 30 Seemeilen davor ausmachen. Eigentlich wollten wir erst bei Tagesanbruch in die Bucht segeln, aber wir hatten uns dann doch entschlossen, es gleich zu versuchen und nicht zwei Stunden rumzutrödeln. Wir fuhren in die Bucht und sahen zwei Ankerlichter von Segelbooten. Ein gutes Zeichen, dass wir richtig sind. Wir machten unseren Anker klar und schon lagen wir fest und sicher in der Bucht. Um uns rum, kleine Berge, grün, einige Häuser, eine kleine Marina. Villasimius heißt der Ort. Wir haben wieder 150 Seemeilen geschafft. Es war Segeln vom Feinsten, wenn man die Flaute mal abzieht, bei der wir motoren mussten.
Am nächsten Tag schauten wir uns um. Das Wasser türkis und glasklar. Weißer Sand überall. Herrlich. Eigentlich ist es fast wie in der Karibik – also wieso sollten wir dorthin fahren? Zum ersten Mal kommt richtiges Urlaubsfeeling auf und wir nahmen als allererstes und zum ersten Mal in diesem Jahr ein lustvolles Bad im Meer. Wir schnorchelten herum, begutachteten unseren Anker, den wir noch besser einfuhren und gingen mit unserem Bananaboot an Land. Viel gibt es hier nicht, außer einige Hotelanlagen und einem Campingplatz und einer kleinen Marina, die etwas verlassen aussieht. Denn hier kommen wenige Dauersegler her. Wir verbummeln die Zeit und freuen uns einfach, bei diesem herrlichen Wetter hier sein zu können. Abends waren wir dann gleich bei einem anderen Seglerpaar aus Hamburg eingeladen. Michael lud uns zu seinem 60. Geburtstag ein. Hinzu kam noch ein weiteres Paar, das hier auch schon längere Zeit ankert. Es wurde viel erzählt und gelacht. Wohin, woher, warum wir segeln. Erfahrungen werden ausgetauscht, die für alle von uns so wichtig sind.
Wir wollen hier noch etwas bleiben, dann zur nächsten Bucht, dann zur nächsten, bis wir im Südwesten von Sardinien angekommen sind. Das dürfte also noch ein bis zwei Wochen dauern.
Wir grüßen alle, die uns lesenderweise begleiten.
Über eure Kommentare freuen wir uns immer wieder. Es ist schön, so Kontakt mit der Heimat zu haben.
Herzlichst
Cornelia und Stephan