Atlantik / 2 Seemeilen von El Hierro / Heute berichtet die Reporterin in der Heimat über die Weiterfahrt von Chenoa. Nachdem der Wind so gut ist, bzw. die Vorhersage kam, dass der Wind genau in die Marina hineinsteht, in dem Stephan und Bernhard zurzeit liegen, haben sich die Zwei kurzfristig entschlossen, die Segel wieder hochzuziehen und in Richtung Kapverden zu ziehen.
Der Wind war erst auf Samstag bestellt, aber nun ist er da! Der Anruf von Stephan kam schon auf dem Meer, sie sind losgefahren, im zweiten Reff, allerdings war es dann doch zu vorsichtig gerefft und nach dem Telefonat soll ausgerefft werden. 800 Seemeilen liegen nun vor den beiden – bei einem optimistisch gerechneten Etmal werden sie 8 bis 10 Tage benötigen, um auf einer der kapverdischen Inseln anzukommen – je nach Wind werden sie dann auf der einen oder anderen Insel anlegen.
Stephan hat gestern noch das Boot im Unterwasserbereich geputzt, nachdem es wieder stark mit Seepocken, Muscheln, Kalk und allerhand Kleingetier besetzt war. Das war wichtig, denn diese kleinen Dinge bremsen ein Boot ganz schön aus. Und es soll ja vorangehen. Dann musste noch frisches Obst und Gemüse eingekauft werden – die ganz normale Hektik vor dem Auslaufen. Das Boot ist aber in bestem Zustand, keine Reparaturen stehen an. Auf El Hierro hatte Stephan noch genügend Zeit, das Boot nochmals durchzuputzen und zu prüfen, ob alles technisch in Ordnung ist, aber auch Zeit für Spaziergänge, Wanderungen, Busfahrten und Grillabende mit anderen Seglern. Stephan und Bernhard konnten sich so einschwingen und sich kennenlernen und die beiden scheinen vieles gemeinsam zu haben. Das freut mich sehr.
Die Reporterin in der Heimat kommt so langsam an. Es ist nicht einfach, mit der Entscheidung zu leben, dass unser gemeinsamer Traum geplatzt ist. Klar, ich wäre gerne bei Stephan und er hätte mich auch gerne an seiner Seite. Auch wenn ich mir es schön vorstellte, auf der Insel zu sein, der lange Schlag bzw. die langen Schläge, die noch kommen werden, machen mir Angst und ich könnte mir diese nicht mehr vorstellen. Körperlich komme ich wieder ganz gut auf die Höhe, seelisch wird es noch ein bisschen dauern, bis ich mich auf die Situation eingestellt habe. Ich habe aber viele gute Freundinnen und Freunde, meine Schwester, die mir beistehen und mich auch mal „tragen“, wenn ich traurig werde. Meine Stadtführungen machen mir Spaß und ich bewerbe mich gerade bei einigen Stellen, die mich reizen würden. Allerdings bin ich da noch nicht weitergekommen. Bin ich zu alt? Hab ich zu viel Erfahrung? Wer weiß, was da alles dahinter steckt? Es ist ein stetiges Auf und Ab. Nanu, schon wieder wackelt es! Schön ist es jedenfalls, dass ich mit Stephan immer in Kontakt stehe und die ganze Zeit seit er von Spanien losgefahren ist jeden Abend (sofern er in einem Hafen war) mit ihm telefonieren konnte. Leider ist dies ab den Kapverden vorbei, denn da gibt es keine EU-Flatrate mehr. Dann muss es wohl über W-Lan oder Skype funktionieren. Aber dann ist er in „Afrika“. Mal sehen, ob er jeden Tag eine Verbindung über die Funke und das Pactor-Modem erhält, so kann er auch auf der Überfahrt mitten auf dem Atlantik einen kleinen Blogbericht in den Äther schicken. Das wäre schön!
Jetzt heißt es warten und Tage zählen bis er auf den Kapverden ankommt. Daran muss ich mich auch noch gewöhnen. Die Sorge um ihn, natürlich auch um Bernhard und die Chenoa reist mit.
Es grüßt alle ganz herzlich
Nela