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Nachdenklich

Regen und Sonne mit Blick auf Samos.Kusadasi – Diese Woche war eine ruhige Woche für uns. Wenig ist noch zu tun, was wir am Boot auf dem Wasser erledigen können. Wir haben einige kleine Verbesserungen vorgenommen, ansonsten haben wir es langsam angehen lassen – deshalb auch keine Blogeinträge, denn Großes und Spannendes war nicht zu berichten.

Eher kleine Begebenheiten. Vor ein paar Tagen besuchten wir Segelfreunde auf der Werft. Dort stand in einer Ecke ein Reisebus. Ich fragte mich schon, was soll denn hier ein Reisebus. Als er losfuhr und ich die Menschen sah, war es mir klar. Rund 20 Schwarze schauten aus dem Bus heraus, einer schaute mich an – aber den Blick kann ich nicht deuten – er war leer. Sie waren eingemummelt in viele Decken. Was müssen diese Menschen in den letzten Tagen und Nächten bei diesen Stürmen da draußen, dem eisigen Wind, dem Regen erlitten haben, bevor sie – vermutlich – von der Küstenwache aufgegriffen wurden. Und dies auf einem Boot ohne Heizung, womöglich ohne richtiges Dach, ohne einen warmen Tee oder Suppe und schlechter Kleidung. Wie verzweifelt müssen die Menschen sein, die sich von ihrer Heimat verabschieden und sich auf diesen gefährlichen Weg machen, dafür Unsummen an Geld ausgeben müssen (rund 5.000 Euro), um nach Europa zu gelangen. Es ist für uns kaum auszudenken, was diese Menschen erlitten haben müssen, bevor sie hier ankamen und uns wird dann recht mulmig zumute, denn es geht uns so unendlich gut. Was passiert mit den Flüchtlingen in der Türkei? Werden sie wieder in den Bus gesetzt und es geht 1500 km wieder in den Süden? So weit ist es ja gar nicht nach Syrien und die angrenzenden Länder. Ja, es machte mich sehr nachdenklich. Überlegt haben wir uns natürlich auch, was tun, wenn wir ein Flüchtlingsboot sehen. Wir können ja nichts tun und dürfen nicht zu nahe hinfahren, denn sonst fangen sie alle an, ins Wasser zu springen und wollen zu uns, was ja für uns auch gefährlich werden könnte – denn wir können keine ganzen Flüchtlingsboote auf unser Boot laden ohne selbst unterzugehen. Wir können nur zusehen und nicht helfen. Das wäre schrecklich. Wir können dann nur hoffen, dass die Küstenwache, die wir schnell anfunken müssten, irgendwo in der Nähe ist, um dazuzukommen. Was dann passiert , liegt nicht in unseren Händen. Wir können nur hoffen, dass die Politik mehr dafür tut, dass die Menschen nicht nach Europa kommen müssen und wenn ja, wir sie auch mit Würde aufnehmen und nicht wieder wegschicken.

Am Montag wird unsere Chenoa aus dem Wasser gehoben und kommt an Land. Vor uns wird dann eine recht arbeitssame Woche liegen, mit Unterboden sauber machen, neue Anstriche geben, den Propeller nochmals einstellen, die Seeventile überprüfen, den Schleppgenerator anbringen und einbauen. Dann haben wir auch diese wichtigen Dinge erledigt, dann wird der Motor und alle weiteren Gerätschaften, Tauwerk, Leinen nochmals im Wasser getestet, dann kommt der letzte Putzgang, Großeinkauf – so dass wir anpeilen gegen 15. März gen Samos nach Griechenland zu segeln. Hinüberblicken können wir ja schon mal, es sind ja nur rund 30 Kilometer, also rund 20 Seemeilen dazwischen. Auf dem Bild sieht man im Vordergrund links die Vogelinsel. Das ist nur eine Insel mit Landverbindung in Kusadasi. Ganz am Horizont ist dann in der Bildmitte die Insel Samos zu sehen, im Moment wolkenverhangen. Als ich das Bild machte, regnete es zwar bei uns noch nicht, aber wie es rechts im Bild zu sehen ist, kam dann der Regen recht schnell auch zu uns und wir eilten wieder in unser Boot.

Wetter (13:54 p.m. türkische Zeit): regnerisch mit sonnigen Abschnitten, Außentemperatur 18 Grad Celsius, Innentemperatur 20 Grad Celsius, kein Wind

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