Kusadasi – 15 Mal sind wir seit dem Kauf unseres Bootes im Mai 2010 nach Kusadasi gekommen, zwei Mal mit dem Auto. Wir hatten meist Urlaub zwischen zwei und allerhöchstens vier Wochen. Während des Urlaubs haben wir die Teile, die wir aus Deutschland mitgebracht hatten, wieder eingebaut und das Schiff immer mehr auf Vordermann gebracht. Und das Segeln sollte dabei auch nicht zu kurz kommen. Wir segelten meist noch ein bis zwei Wochen zwischen den griechischen Inseln der Dodkanes. So waren die Urlaubstage immer schnell, viel zu schnell vorbei und ehe wir uns versahen saßen wir am nächsten Tag nach der Ankunft in Esslingen wieder am Arbeitsplatz.
Am Sonntag sind es nun vier Wochen, die wir hier sind. Und nun realisieren wir richtig, dass wir gar nicht mehr zurück müssen. Nein, es ist kein Urlaub sondern unser Traum, den wir schon seit Jahren – schon vor dem Bootskauf – begonnen hatten zu träumen, ist nun Wirklichkeit geworden. Wir müssen nicht mehr zurück, wir dürfen hier bleiben, genau dann wenn es am Schönsten ist. Und das ist es definitiv. Das Bordleben hat sich eingespielt, die Aufgabenliste wird immer kürzer (wenngleich auch noch eine Menge Arbeit auf uns zukommt, wenn das Boot an Land ist – ist aber auch gut so). Wir sind noch nicht gesegelt, denn der Unterbodenbewuchs würde uns kräftig bremsen und das Wetter ist auch recht unbeständig, mal gar kein Wind, mal zu viel Wind und natürlich sehr sehr kalt. Wir warten, bis das Boot von unten perfekt gereinigt ist und alles nochmals überprüft.
Aber auch so fühlen wir uns wohl. Auf die oft gestellte Frage, ob es nicht zu eng ist, können wir beide antworten: „Nein, ganz und gar nicht.“ Denn wir sitzen, wie auch zuhause am „großen Tisch“ und jeder arbeitet vor sich hin am Abend, z. B. macht Stephan Softschäkel oder übt spleisen. Ich lese (im Moment „Der Koffer meines Vaters“ von Orhan Pamuk) oder arbeite am PC und schreibe E-Mails. Dann kochen wir gemeinsam. Tagsüber sind wir oft draußen, arbeiten auch am Boot, z. B. haben wir nun die Einhandreffanlage endlich so im Fockbaum verlegt, dass sich die Leinen nicht mehr bekneifen und wir vom Cockpit aus die Fock reffen können. Wir gehen spazieren und wir haben die ganze Marina und die Natur für uns. Nein es ist ganz und gar nicht eng. Und langweilig schon gar nicht! Im Gegenteil: mit der Natur eins zu sein ist so viel schöner als Wände anzuschauen und den Autoverkehr haben Stephan und ich schon in Esslingen im wahrsten Sinne umgangen, indem wir das meiste zu Fuss über schöne Wege in die Stadt durch Schrebergräten oder Weinberge gemacht haben.
Am Montag waren wir im Didim-Nationalpark spazieren. So nennt Stephan eine 14-Kilometer-Wanderung. Die Sonne schien, aber es wehte ein kalter Wind. Trotzdem war es schön, mal „auszulaufen“ und eine wunderschöne Landschaft mit Blick auf Samos zu geniessen. Denn Samos ist gerade mal 23 sm entfernt und Mitte März werden wir wohl nach Griechenland übersetzen, wenn alles nach Plan läuft. Apropos Naturpark: den anatolischen Panther haben wir leider nicht zu Gesicht bekommen, auch keine Schildkröten, Pelikane oder Mönchsrobben – aber zwei Wildschweine, die sich aber nicht für ein Bild hergeben wollten.
Wetter um 13 Uhr: Sonnig, Außentemperatur 11 Grad Celsius, gefühlt 5 Grad Celusius, Innentemperatur 15 Grad Celsius, 15 bis 20 Knoten Wind aus Nord