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Pyjamaparty den ganzen Tag … oder Zwiegespräch mit Möwe

Der Titel des Blogeintrages signalisiert schon, dass es ein gaanz ruhiger Tag ist. Man könnte auch sagen: Alles in Butter auf`m Kutter. In der Nacht konnte ich wieder an meiner südlichsten Position, die ich vor 2 Tagen erreicht hatte, vorbeiziehen. Im Chartplotter (Navigationsgerät) kann man ja den Kurs des Schiffes aufzeichnen. Das ist ne wilde Linie, kann ich euch sagen!

Nela hat mir so gute Infos über die Marinas in Florianapolis geschickt, dass ich mich tatsächlich dazu entschlossen habe, dort hinzufahren. Ich werde versuchen, das gebrochene Vorstag dort reparieren bzw. erneuern zu lassen. Hab heute schon mal das Segel halbwegs sauber auf dem Fockbaum aufgetucht und das kaputte Vorstag zusammengebunden, um damit zu einem Rigger zu gehen. Es ist schon sehr viel angenehmer mit Fock zu fahren, mit der ich auch schnell eine Wende machen kann. Mit der Genua dauert das viel länger. Da muss ich das Segel erst einmal einrollen,  die Schot um die Wanten (seitliche Stahlseile, die den Mast abstützen) tragen, (ich habe nur eine Schot aus Gewichtsersparnisgründen angeschlagen), auf die Winde der anderen Seite legen und wieder ausrollen.

Wenn ich also mal um eine Insel segeln möchte oder in eine verwinkelte Einfahrt fahren möchte, kann ich das zur Zeit nur unter Motor machen. Abgesehen davon, kann ich mit der Fock höher am Wind fahren.  Mit anderen Worten: Ich brauche die Fock ziemlich dringend und möchte das Vorstag so bald wie möglich wieder nutzen. Ich versuche ja alles positiv zu sehen. Wenn das Vorstag bei den South Georgia Inseln gebrochen wäre, wäre das viel schlimmer gewesen, als hier in der Nähe einiger Marinas.

Zurück zum Titel des Blogeintrages: Ich bin heute tatsächlich noch nicht aus dem Schlafanzug herausgekommen. Es ist so herrlich warm, total entspannt und einfach wunderbar mal wieder so ein Sonnentag. Da konnte ich auch mal wieder die Luken aufreißen, Kleidung und Bettzeug trocknen und auslüften, son bischen hier und da rumfummeln, und entspannen. Dass es mal wieder keinen Wind gibt und ich mich und das Boot treiben lasse, stört mich nicht.

Zum Mittag hatte ich die Weißwürste, die mir Nela bei ihrem Besuch mitgebracht hatte, mit Kartoffeln und Süßkartoffeln, Sauerkraut, Zwiebel und Knoblauch. Alles zusammen in der Pfanne schmurgeln lassen. Köstlich, sage ich euch! Dazu wollte ich mir dann ausnahmsweise auch noch ein Bier gönnen, hab’s dann aber vergessen. So musste ich doch keine Ausnahme machen. 🙂
Seit geraumer Zeit lässt sich auch eine Möwe hinter oder neben mir hertreiben. Ich sagte ihr schon, dass ich kein Fischer wäre und keine Fischabfälle für sie hätte. Aber sie schien mir das nicht abgenommen zu haben und guckt mich weiterhin erwartungsvoll an. Mittlerweile sind auch schon zwei hungrige Kollegen eingetroffen, die sich sicherlich dachten: Wo DIE sitzt, gibt`s bestimmt was zu futtern. Ich hatte dann ein Einsehen und reichte einen Keks rüber. Aber der schien nicht in ihr Beuteschema zu passen. Sie pickte einmal rein und ließ den Keks schwimmen. Ich aß dann demonstrativ einen Keks, worauf sie noch ein paar Krümel aufpickte und das gute Stück dann absinken ließ. So hatte ich dann heute auch schon meine Konversation.

Es sind nur noch ca. 60 Seemeilen bis zu der Marina bei Florianopolis. Eigentlich ein Klacks. Aber mit dem Motor ungefähr 20 Stunden Fahrt. Da warte ich doch lieber noch etwas auf Wind. Glücklicherweise treibe ich heute auch nicht mehr in den Norden ab, sondern in den Süden. Das passt schon besser. Mal sehen, wo ich morgen sein werde. Ich werde es euch wissen lassen. 🙂
Ein bestens gelaunter Stephan grüßt vom schönen Atlantischen Ozean.
Meine Position: 27° 31 S, 047° 54 W

1 Kommentar

  1. Karl-Ernst Jelkmann

    Lieber Stephan,

    mit Be- und Verwunderung habe ich mal wieder und wie immer über Deine Auseinandersetzung mit den Tücken des Windes und des Materials gelesen. Und ich habe gestern nach Jahrzehnten mal wieder in „Der alte Mann und das Meer“ geblättert – das nimmst Du junger Mensch jetzt aber nicht persönlich.

    Für die Erwähnung meiner am 15.Mai danke ich Dir – hat mich gefreut. Weiterhin bleibe ich auf Deinen Spuren durch die sieben Meere und wünsche dir also weiterhin und allzeit gute Fahrt. Und – wie ihr Männer der See ja sagt: „Immer eine Handbreit Rum unter dem Kiel!“

    Es grüßt Dich aus dem fernen Köln
    Karl-Ernst.
    Und es grüßt auch Ute, die gerade nicht hier ist.

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