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Überfahrt von El Hierro, Kanarische Inseln, nach Sao Vicente, Kapverdische Inseln

Im großen Swimming Pool bei 4000 m.WassertiefeBevor die schöne Überfahrt in Vergessenheit gerät, möchte ich eine kleine Zusammenfassung des Törns machen: Wir warteten recht lange auf ein gutes „Wetterfenster“. Am liebsten wäre uns ein leichter bis frischer Wind aus nördlicher Richtung über einen Zeitraum von mindestens einer Woche gewesen. Das reicht normalerweise für die 755 Seemeilen aus. Aber wie das so ist im wahren Leben… das Wetter ist kein Wunschkonzert.

Wir fuhren bei frischer Brise los, allerdings genau auf die Nase. Das bedeutete gegen den Wind anzukreuzen, worauf Bernhard das Essen aus dem Gesicht fiel. Auch mir ging es nicht wirklich gut. Ich konnte mich noch etwas länger halten, dann war es auch bei mir soweit. Aber nach zwei Tagen waren die Seebeine dann wieder gewachsen und wir konnten das Segeln in vollen Zügen genießen.

Wir hatten während der ganzen Überfahrt einen Mix aus kräftigem, leichtem und gar keinem Wind. Aber das machte uns überhaupt nichts aus. Wir nahmen den Wind so wie er kam – etwas anderes bleibt einem sowieso nicht übrig – und genossen die Zeit, die Ruhe und die Einsamkeit auf dem Meer. Mehrmals blieb der Wind ganz aus. Dann holten wir die Segel ein und ließen uns von den Wellen schaukeln oder einfach treiben.

Dabei gab es auch schöne Begebnisse. Wir schwammen bei 4000 Meter Wassertiefe um das Boot herum und genossen das herrlich warme Wasser.

Einmal sah ich sogar ca. 100 Meter von uns entfernt zwei Schildkröten im Wasser. Da musste ich unbedingt hinschwimmen. Ich schnappte mir meine Taucherbrille, Schnorchel und die GoPro-Kamera (kann man auch Unterwasserbilder oder Filme mit machen) und schwamm zu den Schildkröten. Schon bevor ich bei ihnen ankam, kamen mir Fische ganz neugierig entgegen. Bei den Schildkröten angekommen, sah ich, dass sie mitten in einem Liebesspiel waren. Viele Fische schwammen um sie herum und warteten ganz offensichtlich auf eine Eiweißmahlzeit. Auch ein Schiffshalter war dabei, der am Panzer von einer Schildkröte hing. Die Tiere waren riesig. Da ich mit meiner Kamera sehr dicht an das Geschehen herangehen musste, stieß ich aus versehen einmal mit meiner Hand an den Kopf einer Schildkröte, die sich offensichtlich sehr erschrak und mit einem Affenzahn abtauchte.

Leider bemerkte ich erst zu spät, das der Akku meiner Kamera leer war… Aber das Erlebnis wird wohl unvergessen bleiben. Wunderschön!

Und dann war da noch der Falke in der Nacht, zwei Tage vor Cabo Verde. Der hatte sich eventuell verirrt und wollte auf unserem Boot landen. Es war mal wieder Flaute und wir hatten die Segel eingeholt. Durch die starken Rollbewegungen des Schiffes fand der Ärmste allerdings nirgendwo Halt. Er wollte an einem erhöhten Ort sitzen, aber er fand nichts Passendes. Nach langer Zeit fand er endlich einen einigermaßen guten Platz auf der Winsch, ca. einen halben Meter von meinem Kopf entfernt. Ich lag auf der Cockpitbank und konnte nun den Falken aus nächster Nähe beobachten mit dem Mond im Hintergrund. Wildromantisch! J

Am Ende wurden aus dem Törn, der auf dem direkten Wege 755 Seemeilen betragen hätte, knappe 1000 Seemeilen und statt einer Woch wurden es 12 Tage, aber es waren sehr schöne Tage. Glücklicherweise genießt Bernhard das langsame dahinreisen genauso wie ich, und so blieb der Motor die ganze Zeit aus.

Leider gab es auch etwas Bruch am Anfang der Reise. Als ich einmal die Dirk (hintere Leine zum Halten des Großbaumes) zu lose ließ, kam sie in den Windgenerator, worauf 2 Flügelspitzen abbrachen. Da der Generator nun aus dem Gleichgewicht war, musste ich ihn abschalten. Aber ich hatte ja noch die „Geheimwaffe“ von Armin, den Schleppgenerator. Der versorgte uns dann trotz recht langsamer Fahrt mit ausreichend Strom. So mussten wir den Motor auch nicht anwerfen, um die Batterien zu laden.

Mittlerweile sind wir den 2. Tag in Mindelo auf der Insel San Vicente. Man sieht hier kaum ein Bleichgesicht und die Nähe zu Afrika ist offensichtlich. Die Leute sind sehr freundlich, aber es gibt auch viel Armut auf den Inseln. Und so bleibt die Kleinkriminalität nicht aus. Da wir in der einzigen Marina der Kapverden liegen, sind wir allerdings von ungewollten Bootsbesuchen einigermaßen sicher. Ich liebe ja Afrika und genieße das einfache Leben. Es gibt alles Lebenswichtige zu kaufen. Wir lassen uns das Essen und Trinken schmecken und es uns wirklich gut gehen.

Ich habe natürlich wieder ein paar Reparaturen auf der Liste, aber es bleibt genug Zeit für Spaziergänge und entspanntes Inselgenießen.

Viele liebe Grüße von dem Stephan

Es gab auch etwas Regen

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