«

»

Überglücklich

Gestern bekam ich keine E-Mail von Stephan. Normalerweise schickt er die E-Mail so zwischen 21 und 22 Uhr ab. Und heute wartete ich natürlich auf ein neues E-Mail. Aber um 22.30 Uhr war noch keines angekommen. Die Stimmung sinkt. Ich redete mir gut zu und sagte, dass es nur daran lag, dass er keine Funkverbindung bekam. Aber im Kopf gingen andere Dinge ab. Vielleicht hat ein Wal die Chenoa auf den Buckel genommen (er ist ja nun im Walgebiet). Vielleicht hat ihn ein Containerschiff „übersehen“, vielleicht ist ihm der Diesel ausgegangen, steckt in einer Flaute und hat keine Strom mehr (die Funkerei braucht einiges an Strom). Vielleicht ist er über Bord gegangen … und immer wieder sage ich mir, es wird daran liegen, dass er keinen „connect“ mit seinem Pactor-Modem hinbekommt. Und während ich so auf mein Handy starre und immer wieder meine E-Mails abrufe, höre ich die Melodie von „Journey“ und der Name „Stephan Bethge ruft an“ flimmert über meinen Handy-Bildschirm. Ich kann es nicht fassen. Er ruft an! Nein, angekommen ist er noch nicht, aber er hat wieder ein Netz und meldete sich gleich und entschuldigt sich, dass er gestern keine Funkverbindung hatte. Ich bin überglücklich! Bis zu seinem Ziel sind es noch 75 Seemeilen, im Moment wenig Wind aber Strömung, deshalb motort er, um nicht wieder abgetrieben zu werden. Aber er ist an der Küste von Uruguay angekommen. Laut Windity wird er ab morgen einen guten achterlichen Wind haben, der ihn seinem Ziel näher bringt. Es geht ihm gut und ich bin so froh. Nur er muss halt die ganze Zeit an der Pinne sitzen. Aber vielleicht kann er morgen nochmals die Genua rausholen und ein großes Stück Richtung Piriapolis segeln. Bald ist er angekommen. Seine Stimme zu hören tut so gut. Ich kann nun schlafen gehen und die Nacht wird ruhiger als die gestrige. So kann Stephan mir eine sehr große Freude machen. So einfach ist das.

Wenn ich so rechne, dürfte er morgen aber spätestens übermorgen in Piriapolis sein, wenn er nicht vorher in Punta del Este einen Zwischenstopp einlegt. Dann ist er für die nächste Etappe am Ziel und der Heimreise und dem Besuch der Hochzeit seines Sohnes steht nichts mehr im Wege! So schön ist das!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>