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Urlaub und warten auf den neuen Tank

Kirche in der Grotte mit  Badewanne.Samos – Unser zweiter Tag in Griechenland begann sehr sonnig, windig, aber wunderschön. Wir beschlossen, da wir es ja nicht eilig haben, am Dienstag auch noch da zu bleiben und dann nach Lipsi weiter zu segeln. „Was machen wir denn heute?“, fragte Stephan. Na, da fielen mir ganz viele Dinge ein. Zum berühmte Wasserleitungs-Tunnel von Eupalinos zu gehen, zum Kloster etc… Denn in Samos tritt man praktisch ständig auf antike Steine, selbst der Straßenbau ist nicht sicher davor und wird gestoppt, wenn wieder ein paar alte Steine gefunden wurden, erzählte uns unser Taxifahrer gestern. Nun, bevor wir uns aber auf die Wanderung machten, wollten wir nochmals nach der Bilge (der tiefste Bereich eines Schiffes in der Mitte, sozusagen der Bauch) schauen, in die immer wieder etwas Wasser nachläuft. So war auch heute wieder etwas Wasser zusammengelaufen und ein kleines Rinnsal war zu sehen. Dem sind wir dann nachgegangen, haben nach und nach alle Schubkästen im Bilgenbereich geöffnet, kamen zu Stephans Koje, Matraze raus und noch zwei Bretter und vor uns lag der Trinkwassertank, schön an den Seiten verrostet und aus einer Ecke kam ein winziger Tropfen heraus. Anstelle also dem antiken Röhrensystem des Wasserleitungstunnels zu folgen, sind wir unserem eigenen ganz aktuellen Wasserproblem nachgegangen. Zuerst einmal haben wir dann das Wasser abgelassen, was nicht so schwer ist wie beim Diesel, nämlich einfach Wasserhahn an und in alle mögliche Töpfe auffangen – es waren ja auch nur rund 120 Liter, dann haben wir uns noch von Kopf bis Fuß gewaschen und der Tank war leer. Dann machte Stephan sich ans ausbauen und wir hofften nur, dass der Tank nicht irgendwie wie der Dieseltank mit dem Schiff verschweißt ist. Nein – gottseidank und aus der Koje und aus dem Schiff bekamen wir ihn auch raus. Achja, davor waren wir noch in der Marina in Samos – was für eine verschlafene Marina im Gegensatz zu Kusadasi! Dennoch wir fanden einen netten Mechaniker, der Englisch sprach. Er kannte gleich jemand, der uns helfen konnte, er rief dort an und so nahmen wir den Tank, fuhren mit dem Taxi zu dem Mechaniker und er versprach, uns den Tank bis zum nächsten Morgen zu schweißen. Gut so!

Am nächsten Morgen bekamen wir dann einen Anruf, dass der Tank – übrigens Nirosta – also Edelstahl und nie rostend – einige Löcher aufweist und er ihn gar nicht mehr flicken kann. Er würde uns einen neuen bauen. Stephan fuhr wieder hin und tatsächlich, keine Chance, den Tank zu reparieren. Der Preis stimmte, Stephan befand ihn für einen guten Schweißer und so haben wir uns entschlossen, den Auftrag an Stelios zu vergeben und bis Samstag warten wir nun auf den neuen Tank. Ach ja, und wenn ihr euch fragt, ob wir jetzt kein Wasser haben, der sei vertröstet. Wir haben einen zweiten Tank mit 400 Liter und der ist noch voll und in Ordnung.

So nutzten wir am Mittwoch die Zeit, einen schönen Spaziergang zu machen. Der Frühling zeigt sich nun auf Samos, alles beginnt zu blühen, kleine blaue Narzissen, Kirschen, Mandeln, die Feigenbäume spriessen, die Geranien werden vor die Häuser gestellt. Oregano und Rosmarin senden ihren Duft aus und blühen. Trotz allem ist Samos touristenleer, die Sonne scheint, das Wasser ist glasklar und ozeanblau, allerdings, für einen Badeurlaub ist es noch viel zu kalt. Doch gerade diese ruhige Seite, wo die Menschen sich auf die Saison vorbereiten und fleißig alles wieder malern und putzen gefällt uns. Es gibt windstille Eckchen, an denen man mal einen griechischen Kaffee oder auch ein Weinchen trinken kann. Wir liefen gestern dann bis zu einem Kloster, dort gibt es eine kleine Kapelle die in den Berg in eine Grotte gebaut wurde. Sehr beeindruckend und auch hier wahrer himmlischer Frieden. Dann probte Stephan ein Gedicht im antiken Theater mit toller Akkustik und dann wollten wir noch den Eupalinos-Tunnel ansehen. Doch dieser ist immer noch nicht geöffnet, wie schon vor zwei Jahren auch nicht. Die Archäologen wollen den 1040 m langen Tunnel, der im 6. oder 5. Jahrhundert v. Chr. durch den Berg gehauen wurde, damit die Stadt mit bestem Quellwasser versorgt wurde, wieder ganz freilegen. Bisher ist er nur 600 Meter begehbar gewesen.Bis der ganze Tunnel begehbar ist, wird es allerdings noch eine kleine Weile dauern. Schade. So konnten wir dieses Wunder der antiken Baukunst nicht bestaunen. Die Arbeiter haben nämlich von beiden Seiten aus angefangen und trafen sich dann nach einem Jahr in der Mitte. Das muss man erst mal berechnen, mit Gefälle! Dafür hatten wir einen gigantischen Sonnenuntergang mit einem tollen Panorama auf das Städtchen und die Berge ringsum, warm verpackt in unserem Schiffssalon, in dem die Sonne noch die Wärme des Tages gespeichert hat.

Natürlich ist es so, dass wir jede Menge lernen und ausprobieren müssen und deshalb ist das Warten auf den Tank auch gar nicht so schlimm. Am Donnerstag haben wir unser Sturmsegel herausgeholt und angeschlagen, dazu haben wir unsere Musto-Ocean-Anzüge angezogen und die Lifebelts, mit denen wir uns immer am Schiff anpicken können, wenn wir auf das Deck gehen, so dass wir immer mit dem Schiff verbunden sind. Es ist schon ganz schön anstrengend, die Arbeiten so vorzunehmen, aber wir werden dies jetzt immer wieder üben – für den Notfall. Und am Nachmittag haben wir unseren Heckanker ausgebracht. Nun sind wir gut und sicher „verspannt“. Am Bug der große Rocna-Anker, der sich inzwischen so im Sand eingegraben hat, dass man nur noch ein Stück des Bügels sehen kann. Und am Heck ein Fortress-Anker, der auch gut hält. Stephan ist tapfer ins 15 Grad Celsius kalte Wasser gestiegen und hat die Anker per Tauchgang überprüft. So schwojen (an einem Anker hin- und herschwanken) wir jetzt nicht mehr so sehr, können auch den Südwind, der bald und mit heftiger Windstärke (30 bis 35 Knoten) ansteht, gut über uns wehen lassen und sind in der Bucht absolut sicher. Und eine gute Übung war es auch.

Heute ist Freitag, bedeckter Himmel, es tröpfelt, 13 Grad Celsius draußen um halb 12. Der Wind nimmt nun etwas zu, heute Nacht war es fast windstill. Wohl die berühmte Ruhe vor dem Sturm. Stephan bereitet alles vor, damit der neue Tank gut wieder eingebaut wird. Ich mache Linsen und Kartoffeln, dazu gibt es Saitenwürstle von Lidl! Nach fast drei Monaten Abstinenz war es uns danach – übrigens, Brezeln gab es bei Lidl auch! Aber das habe ich gelassen und freue mich mal auf eine gute Brezel in Esslingen, wenn ich mal wieder „zu Hause“ bin.
Es grüßt euch herzlich
Nela und Stephan

Wetter: 15 bis 20 Grad Celsius, Wind 5 – 15 kn/h, Nordwind, trocken bis leichter Schauer

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