Cartagena – Spanien / So langsam löst sich der Knoten unseres Dilemas auf. Wir haben es hier also mit einem „Palstek“ zu tun. Fest, so dass er sich nicht leicht lösen kann, doch dennoch nicht so fest, als dass man den Knoten nicht per Hand auflbrechen könnte – so sieht der wichtigsten Seemannsknoten aus, den man unbedingt beherrschen muss. Der Fahrt von Stephan auf die Kanaren steht nun nichts mehr im Wege, denn – hurra – am 9. August kommt Uli an Bord. Er ist ein leidenschaftlicher Segler, hat schon tausende Seemeilen auf dem Buckel und will Stephan bis zu den Kanaren begleiten. Er wird mich dann ablösen und ich werde am 12. August nach Deutschland zurückfliegen. Ab den Kanaren wird Stephan dann mit Bernhard weiter zu den Kap Verden und über den Atlantik bis nach Brasilien segeln, so dass er Anfang nächsten Jahres dort ankommen wird. Auch Bernhard liebt das Segeln und das Abenteuer und die Vorfreude bei ihm ist groß. Wir haben die Crew also bis ins neue Jahr zusammen und sind uns sicher, dass es gut wird.
Wir nutzen die Zeit, in der wir in der Marina in Cartagena liegen, um Verbesserungen vorzunehmen. So habe ich für den Eingangsbereich und für die einzelnen Kojen Moskitonetze genäht, die uns vor den nächtlichen Blutsaugern schützen. So können wir abends, wenn es endlich etwas kühler wird, trotzdem noch draußen sitzen, aber im Boot selbst bleibt es mückenfrei. Einen Ganzkörperkondom für das Cockpit habe ich auch noch geplant, so dass man auch gemütlich draußen sitzen kann . Die Moskitos können wir dann zwar noch hören, wie sie nach unserem Blut schmachten, aber sie kommen nicht an uns heran. Sicherlich wird Stephan dies in Brasilien dann sehr gut gebrauchen können.
Den großen Sonnenschutz haben wir auch ausgepackt. Er geht über den ganzen Großbaum und wird links und rechts an den Relingsdrähten befestigt. So haben wir nicht nur Stehhöhe, sondern auch den ganzen Tag Schatten und wenn es etwas windet, weht darunter ein schönes Lüftchen. Außerdem beschattet der Sonnenschutz auch einen Teil des Innenraumes und sorgt so für etwas Kühle. Die Reißverschlüsse und den Saum habe ich neu genäht, so ist auch hier alles wieder schön.
Und gestern war der große Tag, an dem wir unsere neue Genua aufgezogen haben. Die alte Genua, die ja schon einen Riss hatte und sehr ausgefranst war, wurde gegen die neue Genua der Segelwerkstatt Stade ausgetauscht. Ein schönes Segel. Der Wechsel bei totaler Windstille am Morgen ging wunderbar vonstatten. Aber wie so oft, ist ein kleiner Haken dabei. Leider haben wir ein falsches Fall. Stephan hat eine sehr teure und gute Dynema-Leine gekauft, die sich sehr gut einziehen ließ. Als wir dann aber die Genua aufgezogen hatten, merkten wir, dass das Material sehr rutschig ist und an der Klemme nicht fest hält. Das ist schlecht, denn das Genuafall muss stark durchgesetzt werden. Es bleibt wohl nichts anderes übrig, als ein neues Fall zu kaufen, da der Drahtvorläufer der alten Genua schon leichte Verschleißerscheinungen zeigt. Wir haben noch Zeit, dies zu optimieren, wie so einiges.
Das Wetter ist nach wie vor sehr heiß, mal wenig Wind, mal bläst es nachmittags schön stark aber schwächt zur Nacht wieder ab. Ich krabble meist um 2 oder 3 Uhr aus meiner Koje und lege mich ins Cockpit, schmiege mich an das kalte Aluminium und warte, bis ich wieder abgekühlt bin. Dann geht es. Morgens ist es am schönsten, wenn dann auch ein wenig Wind in die Koje kommt und die Sonne noch nicht so brennt. So verbringen wir unsere Tage, recht angenehm auf dem Wasser und manchmal gehen wir abends noch in eine Tapabar, haben noch den einen oder anderen Museumsbesuch auf dem Programm – heute war es das Marinemuseum. Unsere Stimmung ist verhalten. Auch wenn der große Knoten aufgebrochen ist, so sind wir doch sehr traurig, dass wir uns trennen, bis Stephan sein Segelabenteuer bestanden hat. Die Zeit wird auch diese Wunde heilen.
Wir wünschen euch einen schönen Sommer und einen schönen Urlaub bei bester Erholung
Herzlich grüßt
Nela und Stephan